Interview mit dem scheidenden Vorsitzenden der KAB Ingelfingen-Niedernhall Manfred Wiedemann

Manfred Wiedemann war seit 1996 Vorsitzender der Ortsgruppe Ingelfingen-Niedernhall. Nach 26 Jahren, in denen er sich große Verdienste erworben hat, gab er den Stab weiter an Paul Schäffer, der am 15. Juli 2022 zu seinem Nachfolger gewählt wurde.

Lieber Manfred, wie kamst Du damals zum Job des Vorsitzenden?
Ich war erst seit einem Jahr Mitglied. Mein Vorgänger Johann Schulz wollte altershalber aufhören und ich habe nicht schnell genug nein gesagt.

Was hat sich in der Ortsgruppe seitdem geändert?
Damals war das eine reine Männerrunde. Es galt: Die Frauen gehen in den Frauenkreis, die Männer in die KAB.  Stark prägend, auch in der KAB, war der religiöse Hintergrund. Diesen fand ich durchaus wichtig, aber auch einengend. Mir war sofort klar, dass sich etwas ändern muss. So versuchte ich, die kirchliche und die weltliche Seite sinnvoll zu verbinden.
Wichtig war, dass im Laufe der Zeit die Frauen dazukamen. Es entstanden attraktive Jahresprogramme mit unterschiedlichen Veranstaltungen, Reisen, Wanderungen, Festle, Betriebsbesichtigungen, Adventsfeier, Abendgebet, nicht zu vergessen der Fasching. Wichtig war mir, die Sachen zu verstetigen und Traditionen zu schaffen.

Gab es besondere Höhepunkte?
Schwer zu sagen. Immerhin hatten wir jährlich 12 – 14 Veranstaltungen, die immer konsequent durchgezogen wurden. Entscheidend war, dass ich immer genügend Helfer und Mitstreiter hatte. Nie ist es passiert, dass mich jemand hätte hängen lassen.

Wie haben sich die Mitgliederzahlen entwickelt?
Zu Beginn meiner Amtszeit waren wir 24 Mitglieder. Das hat sich gesteigert auf über 80. Jetzt, nach Corona, sind wir 75. Ich hatte mir immer Ziele gesetzt, was die Mitgliederzahl angeht. Und das hat funktioniert.

Einen besonderen Stellenwert haben die Reisen. Wie siehst Du ihre Bedeutung?
Die KAB hat auch einen Bildungsanspruch. Tatsache ist, dass wir in all den Jahren 34 Reisen unternommen haben, an denen 1242 Personen teilgenommen haben – selbstverständlich viele davon mehrfach.
Einen ersten Schwerpunkt bildeten die neuen Bundesländer. Dann weitete sich der Radius und wir waren z.B. in Litauen, Lettland, Estland mit St. Petersburg, Rom, Wien, Spanien zu Pfr. Sauter, in Polen, Istanbul, Rumänien, Armenien, Georgien … Wir hatten grundsätzlich örtliche Reiseveranstalter und –führer, das hat sich sehr gut bewährt.

Welche der KAB-Themen lagen Dir besonders am Herzen?
Besonders das Thema „Sonntag muss Sonntag bleiben“. Grundsätzlich hatte ich immer wieder den Eindruck, dass auf höherer Ebene zu viele Fässer aufgemacht werden. Tatsache ist, dass wir hier Vollbeschäftigung haben und viele der Themen keine konkrete Dringlichkeit vor Ort haben. Mir ging es grundsätzlich darum, die KAB zu stärken. Andernorts sterben die Gruppen! Deshalb war mir wichtig, dass bei uns die KAB viele Mitglieder dazugewinnt. Viele Mitglieder zahlen viele Beiträge und unterstützen dadurch den Verband. Um die klassischen KAB-Themen hat sich eher Christa Wolpert gekümmert.

Hat für Dich die KAB heute noch gesellschaftliche Relevanz?
Im Zusammenspiel der vielen existierenden Verbände unbedingt! Ohne KAB als Sozialverband gäbe es z.B. keinen Mindestlohn.

Die KAB ist eine Organisation innerhalb der Kirche. War Dir das wichtig?
Unbedingt! Die Kirche ist unsere Heimat, hier liegen unsere Wurzeln - und von denen darf man sich nicht lösen. Nebenbei: Ich wäre sofort dafür, aus dem K ein C zu machen: Christlich statt katholisch. Die Beschränkung auf die katholische Seite ist überholt und Hinderungsgrund für viele Evangelische, bei uns mitzumachen.

Was erhoffst Du Dir für die Zukunft der KAB?
Für die Ortgruppe Verjüngung. Zuwachs in der Vorstandschaft, gerne weiblich. Für den Verband ein Ende des Mitgliederschwundes. Dass es gelingt, immer den hohen Wert der Arbeit ins Bewusstsein zu rufen, gerade auch für einfache Arbeiten.

Was wünschst Du Deinem Nachfolger Paul Schäffer?
Viele Freude und Erfolg! Es muss kein Neuanfang sein, er kann das Bestehende weiterführen. Außerdem eine glückliche Hand bei der Gestaltung der Jahresprogramme. Als Schriftführer unterstütze ich gerne weiterhin im Hintergrund.

Und was gäbe es sonst noch zu sagen?
Die KAB war 26 Jahre wichtiger Teil meines Lebens. Es war eine Arbeit, die mich sehr ausgefüllt hat. Wie oft war ich glücklich und zufrieden mit dem, was wir erlebt haben! Ich habe bei allem Einsatz sehr viel zurückbekommen, nicht zuletzt die Dankbarkeit der Mitglieder.

Vielen Dank, lieber Manfred!

Das Interview führte Diakon Matthias Ankenbrand am 28. Juli 2022

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