Friedensgebet

März 2022

Gott des Himmels und der Erde, du Vater aller Menschen.

Voll innerer Unruhe hören und sehen wir die Nachrichten.
Mit großer Sorge schauen wir auf die Menschen im Kriegsgebiet.
Wir sind erschüttert über die Ereignisse in der Ukraine und
über das Ausmaß an Elend, das dieser Krieg schafft. In Angst und Unsicherheit blicken wir in die nächste Zeit.

In all dem fragen wir nach dir, Gott,
und klagen dir unsere Not und Ratlosigkeit.

Erbarme dich der Menschen, die den Krieg erleiden.
Sieh auf die Frauen, Kinder und Männer, deren Leben in Gefahr ist.
Sieh auf die unzähligen Menschen auf der Flucht.
Sieh auf die Soldatinnen und Soldaten auf beiden Seiten, die nicht anders können, weil sie unter Befehlsgehorsam stehen.
Sieh auf jene, die Todesangst haben.

Herr, wir beten für alle Verantwortlichen. Öffne Wege und Türen für Verhandlungen.
Öffne Herzen und Gedanken für den Frieden.

Ermutige die Menschen in Russland, die den Frieden suchen und auf die Straßen gehen. Schütze sie und lass ihre Stimme immer lauter vernehmbar werden bei den Mächtigen.

Stärke die weltweite Solidarität mit den Opfern. Mache auch uns offen und bereit, mit allen Kräften zu helfen. Hilf uns, über den Schatten unserer eigenen Verunsicherung zu springen und aktiv zu werden.

Und der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre unsere Herzen und Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.

Amen

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Die Fastenzeit kommt – zum Glück

01.03.2022

Wie schön könnte doch alles sein, wenn die Welt eine andere wäre.
Aber sie ist wie sie ist.

Wenn man meint, die Mächtigen dieser Welt hätten es endlich kapiert mit dem Frieden, dann geht’s wieder los in der Ukraine.
Wenn man meint, wir hätten einen Impfstoff und alles sei gut, dann gehen die Zahlen erst recht durch die Decke.
Wenn man meint, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle kommt voran, dann tun sich neue Abgründe auf.

Und nun kommt die Fastenzeit. „Fasten und beten, Buße tun … Bräuchten wir nicht eher etwas, das uns aufbaut?

Die entscheidende Überschrift über der Fastenzeit heißt „Umkehren“. Vielleicht könnte das dieses Jahr einmal heißen, sich nicht weiter herunter-, sondern bewusst hochziehen zu lassen. Den Blick auf Gott empor zu richten, der größer ist als alle menschliche Niedrigkeit.

Er wartet nur darauf, uns stärken und ermutigen zu können. Aber er braucht unsere Mithilfe. An uns ist es, manch üblichen Trott zu verlassen, auch jenen, in allem immer nur das Schlechteste zu sehen.
Wie wäre es damit: Statt sich der Medienüberflutung auszusetzen einmal mehr die Stille zu suchen? Einmal mehr bewusst die schönen Seiten des Lebens wahrnehmen und sich daran freuen?

Mancher fragt sich in diesen Tagen: Sind wir eigentlich noch zu retten? Ja, unbedingt. Wir sind noch zu retten! Am Ende dieser Fastenzeit steht das Kreuz, an das sich Jesus hängen lässt: Um in alle Hoffnungslosigkeit hinein endgültige Hoffnung zu schenken.
Die Fastenzeit kommt – zum Glück!                                       

 Dma

Wo ist sie, unsere Hoffnung?

Impuls zum Sonntag von Diakon Matthias Ankenbrand, Sonntag, 2. Mai

„Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte“, so schrieb einst der Philosoph Nietzsche. Es ist fast so, als hätte er die Situation von uns Christen in Corona-Zeiten vorausgesehen.

Mehr denn je lassen Menschen den Kopf hängen. Mehr denn je sind sie einfach mürbe vom ständigen Auf und Ab der Zahlen, mürbe von der unklaren Perspektive.

Wen wundert´s, wenn da auch Christen alles andere als erlöst aussehen und wenn ihre Lieder nicht gar so toll sind. Aber man lässt uns eh´ nicht singen, Singen als Ausdruck von Freude ist eine ferne Erinnerung. Wissen Sie noch wie das war: Die Orgel braust und wir singen miteinander „Großer Gott, wir loben dich“? Gitarren begleiten „Unser Leben sei ein Fest“? Erinnern Sie sich an das Gefühl: Es wird Mai und wir schmettern zusammen „Maria, Maienkönigin“?

Ohne Corona hätten wir allen Grund, dem alten Nietzsche zu widersprechen. Von wegen, bessere Lieder. Die sind großartig! Und wenn der uns erst gesehen hätte, wie erlöst wir aussehen, wenn wir nach dem Gottesdienst auf dem Kirchplatz zusammenstehen und noch etwas quatschen, egal ob in Eberstal, Ingelfingen, Niedernhall, Diebach, Forchtenberg, Weldingsfelden oder Weißbach.

Zugegeben, es ist ein etwas verklärter Blick auf die Vergangenheit, der manches Schwierige ausklammert. Aber auch Wehmut darf einmal erlaubt sein. Oder Vorfreude! Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass der Tag mit Macht näherkommt, an dem wir wieder zusammenkommen dürfen. Wir werden gemeinsam Lieder singen und definitiv erlöster aussehen.

Aber bis dorthin? Was gibt uns Halt, was hält uns in der Spur? In der Lesung dieses Sonntags lesen wir:
„Wir sollen an … Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“

Es ist das kleine Einmal-Eins des Christseins, das uns hier aufgegeben wird und das uns gerade durch diese schwierigen Tage hindurchtragen kann: Erstens an Jesus Christus glauben. Zweitens die Gebote halten (so gut es eben geht). Drittens einander lieben (so gut es eben geht).

Versuchen wir es, wenn auch manchmal mit letzter Kraft. Doch es kann uns gelingen, denn Gott selbst führt und trägt uns. Das Evangelium dieses Sonntags verdeutlicht es in einem großartigen Bild, wenn Jesus sagt:
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“

Wie ein Weinstock die Rebzweige mit den lebenswichtigen Nähstoffen versorgt, so versorgt Jesus Christus uns mit Lebensenergie. Und zwar mit so viel, dass es auch noch andere etwas davon haben, indem wir Frucht bringen. Wir müssen nur „in ihm bleiben“ - das heißt, all unser Vertrauen auf ihn setzen.
„Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten“,
so heißt es weiter. Starke Worte! Gerne möchte man da nachhaken, ob das wirklich so einfach ist. Aber ich will Jesus beim Wort nehmen und bitten:

Lieber Herr Jesus,
so viele Menschen versuchen, in dir zu bleiben, deine Gebote zu halten und zu lieben.
Trage uns durch diese Zeit und gib uns jene Kraft, wie wir brauchen, um die Krise vollends durchzustehen.
Am Ende lass uns – um Gottes willen – nicht in unseren alten Trott zurückfallen. Hilf uns, dass wir das hinter uns lassen, was schon zuvor alt, verbraucht und muffig war. Mache uns richtig Lust, Neues auszuprobieren.

Danke, dass wir wieder Lieder singen werden.
Danke, dass unsere Gesichter wieder erlöst aussehen werden.
Danke Herr, dass du uns Grund zu unendlich viel Hoffnung gibst.
Amen

Text zum Download

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Ostern bei Markus

15.03.2021

Nein, gemeint ist nicht unser Pfarrer Markus Morgen. Sondern der Evangelist Markus, dessen Evangelium dieses Jahr in den Sonntagsgottesdiensten gelesen wird. Es ist das älteste der vier Evangelien und damit jenes, welches das historische Geschehen um Jesus besonders unmittelbar wiedergibt. Interessant ist, wie die Ereignisse nach der Kreuzigung geschildert werden:

„Jesus schrie laut auf. Dann hauchte er seinen Geist aus …“
„Auch einige Frauen sahen von weitem zu, darunter Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, sowie Salome. Sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient. Noch viele andere Frauen waren dabei, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren …“
„Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, beobachteten, wohin der Leichnam gelegt wurde. Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben …“
„Sie [die Frauen] gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen ... Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden“. (Mk 15,40 ff)

Eigentlich schien das Evangelium Männersache zu sein: Im Mittelpunkt Jesus und die zwölf Apostel. Aber nun, wo es hart auf hart geht, kommen die Frauen ins Spiel. Sie sind es, die beim Kreuz ausharren; sie sind es, die sich weiter kümmern. Am Ende sind sie es, denen die Auferstehung des Herrn verkündet wird. An der alles entscheidenden Wende der christlichen Heilsgeschichte schlägt die Stunde der Frauen.

Ein Anstoß auch für uns heute? Ein Plädoyer für mehr Wertschätzung der Frauen in unserer Kirche? Für mehr Gleichberechtigung auf allen Ebenen? Setzt sich nicht unser Bischof für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen ein?

Tatsache ist, dass auch wir im Mittleren Kochertal ohne das großartige Engagement der Frauen kein Gemeindeleben hätten. Die lange Liste unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen zeigen eine klare Mehrheit der Frauen. 

Hier unsere Ortsgemeinde, wo Kirche konkret gelebt wird. Dort die gewaltige Weltkirche, für die wir nur ein winziges Mosaiksteinchen sind. In ihr prallen unter dem einigenden Band von Evangelium und Tradition ganz unterschiedliche Lebensauffassungen aufeinander. Für die Verantwortlichen mit dem Papst an der Spitze können wir nur hoffen und beten, dass sie stets die Zeichen der Zeit erkennen. Und danach handeln.

Ostern steht für Aufbruch und Neuanfang, für pure Hoffnung. Das ist unsere Hoffnung: Jesus Christus, der Auferstandene, will selbst Licht und Zuversicht in all dieses Verworrene und Beschwerliche dieser Zeit bringen.

dma
(geschrieben am Weltfrauentag ´21

Gedanken zum Palmsonntag 2021

Bewunderung, Verehrung und Freude über Jesus, der mit seinem Esel in die Stadt Jerusalem einzieht. Seine Anhänger sind so begeistert, dass sie ihm mit Palmzweigen zu jubeln. Viele hatten auf Jesus gehofft.

Im Markus Evangelium steht: "Und viele breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere aber Büschel (Palmen), die sie von den Feldern abgerissen hatten. Die Leute, die vor ihm hergingen und ihm nachfolgten, riefen: Hosanna! (...).
Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt." (Mk 11,8-10).

Von Jesus lassen sich viele Menschen berühren. Die einen voller Hoffnung auf eine neue Königsherrschaft gemäß des großen und verehrten Königs David. Die anderen bekommen Angst vor Machtverlust, befürchten Aufruhr und Chaos.

Im Palmsonntag bildet sich die Weite und Breite des Lebens ab: Zuspruch und Ablehnung, Sieg und Niederlage, Hoffnung und Enttäuschung, Licht und Dunkel, Treue und Verrat.

Mit diesem Wissen um diese  Lebenspole gehen wir in die Karwoche
und legen unsere Lasten beim Kreuz Christi nieder.

Weil wegen der hohen Inzidenzzahlen (26. März, Stand: 235) keine Präsenz-Gottesdienste stattfinden, laden wir Sie und Euch liebe Gemeindemitglieder unter Wahrung der Abstandsregeln zum persönlichen Gebet und zur Betrachtung in unsere geöffneten Kirchen ein.

Ihr und Euer Pfarrer Markus Morgen

Noah und wir - Ein Jahr Corona

21.02.2021

Ein Jahr strengste Ausgangssperre, Lockdown pur – das erlebten Noah und seine Familie, eingeschlossen im dunklen Bauch der Arche und zur Untätigkeit verdammt. Was blieb ihnen anderes übrig, als die Gedanken schweifen lassen. Zurückblicken: Wie konnte es nur so weit kommen? Vorausblicken: Wie wird er wohl aussehen, der Neuanfang?

Allen war klar, dass es nicht so weitergehen wird wie bisher. Die Welt wird eine andere sein. Klar war ihnen auch, dass es an ihnen, an niemand anderem als ihnen, hängen wird, ob und wie es weitergeht.

Werden sie genug Mut aufbringen, sich auf das Neue einzulassen?
Wird es ihnen gelingen, nicht die gleichen Fehler zu wiederholen?
Werden sie ihren reichen Schatz an Erfahrungen nutzbringend einsetzen können?
Wird sich die einjährige Zwangspause am Ende als produktiv erweisen?

Noah und seine Familie - das sind wir, auch als Kirchengemeinde. An uns liegt es, ob dieses Corona-Jahr nur verlorene Zeit war. Oder eine Chance, um in der Stille Dinge reifen zu lassen. Seien wir ehrlich: Oft verstellte unsere alltägliche Geschäftigkeit den Blick auf das notwendige Neue. Vielleicht brauchte es den radikalen Cut, die sprichwörtliche „Krise als Chance“.

Wir alle sitzen im gleichen Boot, in der gleichen Arche. „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“, hieß mal ein Lied. In einem anderen, von Udo Jürgens, heißt es: „Wir haben alles im Griff auf dem sinkenden Schiff. Volle Kraft voraus auf das nächstbeste Riff! Wir haben alles im Griff…“

Gar so schlimm ging es bei uns nicht zu, Gott sei Dank. Aber oft genug dachten wir, mit der richtigen Strategie das Ruder herumreißen zu können: Den Gemeindeschwund in den Griff zu bekommen, die Verdunstung des Glaubens, das Wegbleiben der Jungen. Doch nach einem Jahr Corona und Abstand zur früheren Normalität wissen wir besser denn je, wie wenig wir überhaupt im Griff haben.

Ist es auch für uns schon Zeit, die Taube loszuschicken? Oder gönnen wir uns noch etwas Zeit zum Innehalten, zum Loslassen von Überholtem, zum Nachdenken über das Neue?

Wir werden sehen. Tatsache ist, dass der Tag näher rückt, an dem es wieder zur Öffnung kommt. So wie durch das offene Fenster der Arche will auch bei uns frischer Wind hereinblasen.

Er will uns Lust machen, aufzubrechen und etwas Neues zu wagen. Er will uns ermutigen, auch Risiken einzugehen und sich vor Enttäuschungen nicht zu fürchten.

Dieser frische Wind, das ist der Geist Gottes. „Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, heißt es in der Heiligen Schrift.
„Kraft - Liebe - Besonnenheit“: Eine großartige Mischung, die den Menschen seit Noahs Zeiten hilft, sich dem Unbekannten zu stellen. Auch heute findet sich in unseren Reihen mehr als genug davon. Jede und jeder verfügt über seine ureigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Oft genug sind sie versteckt und warten nur darauf, zum Vorschein kommen zu dürfen.

Lassen wir uns von Noah ermutigen! Lassen wir uns überraschen, was kommt! Denn eines ist sicher: Gott ist mit uns noch lange nicht fertig.

Diakon Matthias Ankenbrand

Gedanken zu Corona und Gottesdienst

26.10.2020

Es kam, wie es kommen musste: Die Verantwortlichen der Diözese passen die Corona-bedingten Regelungen für den Gottesdienst den veränderten Bedingungen an.

Vor allem die Masken während des Gottesdienstes werden uns anfangs gewöhnungsbedürftig erscheinen. Vor Jahrtausenden, lange bevor es Corona gab, schrieb der Verfasser von Psalm 13 Folgendes:
„Wie lange noch, Herr, vergisst du mich? Wie lange noch verbirgst du dein Gesicht vor mir“.

Der Schreiber fühlte sich offensichtlich Gott-verlassen. Sein Bild dafür war, dass Gott sein Gesicht verbirgt, gerade so, als würde er eine Maske aufsetzen.

Wenn mein Gegenüber eine Maske trägt, dann erkenne ich nur eingeschränkt, wie er zu mir steht. Ich bin unsicher, ob er mir gewogen ist oder nicht, ob er mir wirklich zuhört oder nicht, ob er mich ernst nimmt oder nicht.

Wir kommen inzwischen regelmäßig in Situationen, wo es uns so geht. Und nun kommt sogar noch der Gottesdienst hinzu, wo wir unser Gesicht voreinander verbergen.

Aber auf eines dürfen wir in dem ganzen Schlamassel vertrauen: Er, der uns zum Gottesdienst einlädt, wird sein Gesicht nicht vor uns verbergen. Vielmehr tut er das, um das wir bei den Segensworten bitten: Er „wendet uns sein Angesicht zu“, er „erhebt sein Angesicht auf uns!“

Mögen uns nicht die Sorgen über den Kopf wachsen, so wie dem Schreiber des Psalms.
Mögen wir dem Kommenden achtsam und verantwortungsvoll begegnen.
Mögen wir darauf vertrauen, dass Gott mit uns noch lange nicht fertig ist.

dma

Solidarisch sein in Coronazeiten

11.09.2020

Eine Beobachtung während der Rückfahrt vom Urlaub: Wo kommen nur all diese Wohnmobile her? Die Recherche ergibt, dass zu keinem Zeitpunkt mehr dieser teuren Gefährte verkauft wurden als derzeit. Man liest weiter und stellt fest, dass die Aktienkurse auf Rekordhoch sind. In einigen Großstädten sind die Mieten unbezahlbar und werden doch bezahlt. Und nie wurde so viel renoviert wie während des Lock-Downs.

„Moment mal“, denkt man da. War da nicht was mit Corona, mit Wirtschaftseinbruch, mit schlechten Zeiten? Doch offensichtlich geht es den Leuten gut. Beileibe nicht allen, aber vielen. Wir haben allen Grund zur Dankbarkeit, dass wir bislang so glimpflich davongekommen sind.

Dann aber fällt unser Blick auf jene Menschen, die außerhalb der sogenannten westlichen Welt leben. Wie kommen sie mit der derzeitigen Krise zurecht?

MISSIO schreibt: „Was uns vor allem beschäftigt, sind die Auswirkungen für die Menschen, die nicht über die Mittel verfügen, um wirksam auf die Pandemie zu reagieren…. Die Solidaritätskollekte am Weltmissionssonntag ist für die Kirche in den ärmsten Regionen der Welt überlebenswichtig.“

Zugegeben: In Zeiten wie diesen ist es nur natürlich, dass sich jeder erstmal selbst der Nächste ist. Aber irgendwann erfolgt vielleicht doch der Blick über den Gartenzaun unserer privilegierten Welt. Und man stellt fest, dass unsere Hilfe jetzt erst recht gefragt ist.

Das Motto der diesjährigen Missio-Aktion lautet „Selig die Frieden stiften“ (Mt 5,9). Wer wenn nicht wir? Helfen wir dem Frieden auf die Sprünge indem wir uns für die Benachteiligten einsetzen. Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde!       
dma

Einige Gedanken in einer Zeit, die uns alle fordert

von Diözesanpräses Matthias Schneider (Kath. Arbeitnehmerbewegung)

Degerloch im Mai 2020

Liebe KAB-Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde

heute habe ich mich dazu entschlossen, Ihnen, als Ihr Diözesanpräses, einen kurzen Gruß aus Degerloch zu senden. Ich hoffe, Sie sind alle gesund und haben Kontakte zur Außenwelt. Die letzten Wochen waren für uns alle nicht einfach! Beschränkungen des täglichen Lebens, Umstellungen, Kontaktsperren, Kinder und Enkeln nicht nahe sein zu können, keine Besuche, Lebens- und Existenzängste, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Sorgen und Machtlosigkeit. Dies sind wohl vorwiegend die Themen, die uns beschäftigen. Gottesdienste konnten wir bis jetzt nur im Fernsehen, Internet oder Radio feiern. Aber das, was ein wichtiger Wert unserer Gottesdienste ausmacht, die Gemeinschaft, drückt sich nur im Gefühl  der Verbundenheit aus, lässt sich dabei aber nur schwer fühlen oder gar spüren. Nun treibt uns die Frage um, ob es richtig ist, die Lockerungen so schnell durchzuführen, ob die Pandemie noch stärker zurückkehrt, oder auch: wie die Zukunft aussieht, wenn uns „Corona“ noch einige Jahre, wie manche sagen, begleiten wird.

Ich persönlich frage mich auch, in was für einer Gesellschaft wir Leben, in der die Gewalt gegen Frauen und Kinder messbar steigt, wenn Familien gezwungen sind zu Hause zusammen zu sein. Was sagt es über unser Zusammenleben aus, wenn dies nur friedlich gelingt, solange Konsum und Events nicht verboten, oder stark eingeschränkt sind. Sind wir nicht mehr fähig, uns mit uns selbst, oder mit unseren Lieben zu beschäftigen? Funktioniert ein gutes Leben nur dann, wenn wir abgelenkt sind und uns mit Dingen beschäftigen, die uns daran hindern über uns und den Sinn unseres Lebens nachzudenken? Sie sehen, es bleibt viel Zeit, sich selbst mit Fragen auseinander zu setzen, oder nachzudenken in diesen Tagen. Auch ich habe keine Antworten auf diese Fragen, wollte sie jedoch einfach stellen.

Auch in der Verbandsarbeit unserer KAB gibt es, bedingt durch Corona Umstellungen und Änderungen. Der Kontakt zu den Mitgliedern ist noch schwieriger geworden und findet leider nur vereinzelt statt. Auch im Arbeitsalltag hat sich manches verändert. So galt es die Arbeitsbedingungen an die neue Situation anzupassen. Dies macht sich im täglichen Tun bemerkbar, in Gesprächen ,mit Abstand, in Konferenzen per video oder Telefon. Man sieht sich weniger, home-office funktioniert, fordert aber auch Selbstdisziplin. Ich spüre, wie wichtig doch die persönliche Begegnung und das persönliche Gespräch ist. Wie wichtig es ist leise Töne wahrzunehmen, Gesichter zu sehen…..

In der Vorbereitung der diesjährigen Besinnungstage im September, die sich in diesem Jahr mit den 14 Nothelfern beschäftigen, wurde mir bewusst, dass Menschen schon seit jeher mit Situationen wie der jetzigen zu kämpfen hatten. Denken wir an die großen Epidemien der letzten Jahrhunderte, oder an die ganz persönlichen Schicksalsschläge jedes Menschen. Immer hat auch der Glaube den Menschen geholfen, solche schweren Zeiten zu überstehen und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Dies möchte ich Ihnen und Euch allen in diesen Tagen und Wochen besonders zusprechen:

Die Hoffnung durch den Glauben an einen liebenden Gott, der Jede und Jeden von uns annimmt. Der es letztlich immer gut mit uns meint. Der bei uns ist im Leben und im Tod und der uns durch seinen Sohn aufträgt beieinander zu sein, gemeinschaftlich und solidarisch zu Handeln an allen, die es brauchen.

Ich lade Sie und Euch ein, jeden Tag zur Mittagszeit ein „Vater unser“ zu beten, für alle, die in diesen Tagen besonders zu leiden haben, weil sie sich Sorgen machen um Arbeit oder Menschen, weil sie einsam sind, weil sie Angst um ihre Gesundheit, ihren Arbeitsplatz und ihre Zukunft haben. Auf diese Weise sind wir solidarisch untereinander und mit denen verbunden, die unsere Gedanken und unser Gebet besonders brauchen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben alles Gute, besonders Gesundheit und Gottes Segen

Ihr/Euer Diözesanpräses
Diakon Matthias Schneider
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Stichworte des Pfarrers zu Corona

31.03.2020

Die Weltherrschaft des Corona Virus‘ zwingt uns:

Zu Schutzmaßnahmen
Zum Umdenken

Zur sozialen Distanz
Zur Kontaktsperre
Zu neuen Begrüßungsritualen
Zum Waschzwang
Zur wirtschaftlichen Bedrohung
Zur Arbeitspause
Zur häuslichen Büroarbeit (homeoffice)
Zur Vermeidung von Festen
Zur Schließung der Schulen
Zur Absage von Gottesdiensten
Zum Reiseverzicht
Zur medizinischen Untersuchung
Zu streng kontrolliertem Verhalten
Zu lebensbedrohlichen Erkrankungen
Zu Hamsterkäufen
Zum Grenzen setzen
Zum Stillstand der Welt
Unter Zeitdruck einen Impfstoff zu entwickeln

Doch…
Gottlob bietet diese weltweite Krise auch Chancen

Zusammenhänge zu erkennen
Zur Selbstbeschäftigung auf engem Raum
Zum Mitgefühl für die Erkrankten
Zur phantasievollen Hilfe
Zur inneren Verbundenheit
Zur Rücksichtnahme
Die Welt neu wahrzunehmen
Zum Hören auf den Körper
Zur Ruhe
Zur Entschleunigung
Zur Sinnfrage
Zur Frage: Wer hat Macht über das Leben?
Zum Dableiben müssen
Zum Neuorganisieren
Zur sozialen Nutzung der neuen Medien
Hoffnungsquellen und verborgene Kräfte aufzusuchen
Zum Kampf und kluger Entscheidung
Zur Konzentration - zum wesentlich Werden!
Die Gaben und Früchte des Heiligen Geistes (Liebe, Langmut, Selbstbeherrschung, vgl.Gal 5,22)
helfen dem gläubigen Menschen bei der Aufgabe das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.

In diesem Sinne bleiben Sie gesund, behütet und gesegnet.
    Ihr Pfarrer Markus Morgen

Download Geistl. Wort, Pfr. Markus Morgen

Erste Gedanken des Diakons zu Corona

15.03.2020

Einige persönliche Gedanken zu
Corona

Vorweg: Mögen alle Erkrankten wieder gesund werden! Mögen sich die Befürchtungen jener, die die Hoffnung zu verlieren drohen, zerschlagen! Mögen es uns gelingen, einen schützenden Raum um unsere alten und schwachen Menschen zu legen!

Ansonsten Betroffenheit allerorten. Auch im Gespräch im Pfarramt, wo diese Woche ein Gemeindemitglied sagte: „Wir haben uns in allen Lebensbereichen total abgesichert. Vielleicht ist das jetzt eine Erfahrung, die wir machen mussten: Dem Unwägbaren gänzlich ausgesetzt zu sein. Erst wenn etwas Schlimmes passiert, wachen wir auf“.

Ich frage mich, ob es Zufall war, dass es just am Aschermittwoch war, als Gesundheitsminister Spahn erstmals mit wirklich besorgtem Gesicht vor die Presse trat. Aschermittwoch: Der Tag des Einstiegs in die 40 Tage der Besinnung, jener Tag, an dem wir Asche auf´s Haupt bekommen und dabei den Satz hören: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“.

Corona heißt zu Deutsch Krone. „Der Mensch – die Krone der Schöpfung“. Und nun kommt zum Geschöpf am oberen Ende der Evolutionskette ein primitives, winzig kleines vom unteren Ende – Corona  - und hält ihm einen Spiegel vor: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist …“ Ich möchte diesen Gedanken so fortsetzen:

Bedenke Mensch, dass erst Deine ungezügelte Mobilität diesen Virus über den Planeten verteilt hat.
Bedenke Mensch, dass aller Fortschritt, so großartig er auch sein mag, seinen Preis hat.
Bedenke Mensch, dass viele deiner Probleme hausgemacht sind: Klimawandel, Flüchtlingsströme, schreiende Ungerechtigkeit.

Und Gott? Welche Rolle spielt er? Ein Schweizer Bischof hat Corona dahingehend gedeutet, dass es eine Strafe Gottes für unseren Lebenswandel sei.
Ich halte dies für eine gefährliche, wenn nicht sogar zynische Aussage. Denn heißt es nicht, dass zur Gerechtigkeit Gottes noch eine zweite, größere kommt? Es ist seine Barmherzigkeit.

„Gott ist die Liebe!“ So liest man weit hinten in der Heiligen Schrift, fast wie eine Zusammenfassung tausender Jahre Glaubenserfahrung. Ganz vorne steht dieser Satz: „Und Gott sah, dass es gut war“. Er hat die Welt gut und sinnvoll eingerichtet. Lebenswert, nicht chaotisch, nicht dem Zufall unterworfen.

Und er schrieb Selbstregulierungskräfte in die Gene dieser Welt ein. Kräfte, die gerade dann zum Tragen kommen, wenn die Menschen über die Stränge schlagen und ihre eigene Existenz gefährden. Die menschliche Geschichte hat die Wirksamkeit dieser Kräfte oft schon auf beeindruckende Art und Weise gezeigt.

Nun ist es eine Virus-Pandemie, die Geschichte macht. Wir werden dereinst von einer Zeit vor und einer Zeit nach Corona unterscheiden. Wenn irgendwann die Zeit des großen Aufatmens kommt, werden wir andere sein. Und die Frage „Soll es so weitergehen wie bisher?“ wird sich uns dann umso dringlicher stellen. Vielleicht werden wir mutiger gegen all das angehen, was Leben zerstört.

Um einen Virus zu besiegen, muss der Mensch Antikörper bilden. Dieses geschieht aber nur, wenn er mit dem Virus in Berührung kommt, z.B. bei einer Impfung.

Ich glaube, dass wir Antikörper bilden können und sollen. Zuerst gegen den Corona-Virus, dann aber auch gegen unseren oberflächlichen Lebenswandel. Es soll uns sauer aufstoßen, wie wir derzeit leben. Es soll uns Schmerzen verursachen, wie wir miteinander und dieser verletzlichen Welt umgehen. Es soll uns Lust machen auf einen Lebensstil, bei dem weniger mehr ist.

Ich gestehe: Es sind vielleicht gescheite, aber weit vorauseilende Gedanken. Hoffen und bangen wir erst einmal, dass uns kein größeres Unheil trifft. Bilden wir eine große Gebetsgemeinschaft, die nicht nachlässt, all ihr Vertrauen in Gott zu setzen. In ihn, der diese Welt in liebenden Händen hält.

von Diakon Matthias Ankenbrand

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